Ein Unterrichtsentwurf mit dem Gedicht Was es ist von Erich Fried 

 
Unterrichtsentwurf: Magdalena Gierczak, NKJO Radom. Bearbeitung: Ewa Turkowska
   
Der Text wurde nicht veröffentlicht. Beim Zitieren geben Sie die Namen der Autorinnen und die Adresse der Web-Seite an.
Abkürzungen:
SF - Sozialform
FU – Frontalunterricht
PL – Plenum
GA – Gruppenarbeit
PA – Partnerarbeit
EA – Einzelarbeit
L – der Lehrer, die Lehrerin
S, Sch – der Schüler, die Schüler
LV - Leseverstehen

HV – Hörverstehen

1. Text und Begründung der Textwahl

Was es ist
                                   Erich Fried
 
Es ist Unsinn
sagt die Vernunft
Es ist was es ist
sagt die Liebe
 
Es ist Unglück
sagt die Berechnung
Es ist nichts als Schmerz
sagt die Angst
Es ist aussichtslos
sagt die Einsicht
Es ist was es ist
sagt die Liebe
 
Es ist lächerlich
sagt der Stolz
Es ist leichtsinnig
sagt die Vorsicht
Es ist unmöglich
sagt die Erfahrung
Es ist was es ist
sagt die Liebe
 

Quelle: Erich Fried "Es ist was es ist. Liebesgedichte, Angstgedichte, Zorngedichte", Berlin 1996.


Kriterien der Textwahl

In dem Gedicht „Was es ist“ von Erich Fried geht es um die Liebe und als was sie je nach der individuellen Eistellung  gesehen werden kann.
Das Gedicht ist kurz und sprachlich wie inhaltlich sehr einfach und kann deswegen schon im Anfängerunterricht behandelt werden. Die Lexik ist einfach, sie gehört zum Grundwortschatz der Anfänger.
Die Struktur dieses Gedicht ist überschaubar. Das Gedicht besteht aus 3 Strophen, wobei die erste 4 Zeilen und die beiden anderen 8 Zeilen besitzen. Jeder Vers beginnt mit einer negativen Aussage über die Liebe z.B. im ersten Vers sagt die Vernunft eines Menschen (bzw. ein vernünftiger Mensch), die Liebe sei Unsinn. Es ist ebenfalls zu lesen, dass sie „nichts als Schmerz“ ist. Dies wird von den ängstlichen Menschen („Angst“) behauptet, weil sie sich davor fürchten, in der Liebe enttäuscht zu werden. Die letzte schlechte Eigenschaft der Liebe ist ihre „Unmöglichkeit“, welche von der Erfahrung herrührt, die man mit missglückten Liebesbeziehungen gemacht hat. Die letzten zwei Zeilen jeder Strophe  heißen aber jeweils „Es ist was es ist / sagt die Liebe“. Es entsteht ein Kontrast zu den vorausgehenden negativen Aspekten, indem ein neutraler Standpunkt bezogen wird. Das lyrische Ich („die Liebe“ bzw. ein verliebter Mensch) sagt, dass es nichts Schlechtes ist, verliebt zu sein. Man lobt das Verliebtsein aber auch nicht zum Himmel, sondern behauptet einfach „es ist was es ist“, was genauso gut heißt, dass die Liebe auch ihre schlechten Seiten hat und man es dann so hinnehmen muss wie es kommt.
Das Gedicht „Was es ist” kann  Lernende in jedem Alter ansprechen. Die Thematik des Gedichts ist immer aktuell, deshalb kann es den Schülern gefallen und zur weiteren Arbeit motivieren.
Der Aufbau lässt sich ohne Probleme nachahmen. Das Gedicht ist deswegen als Textvorlage zum Schreiben eigener Gedichte sehr gut geeignet.  Die einfache Sprache und Struktur des Gedichts ermöglichen den Schülern die Erweiterung der Lexik im Bereich "Gefuhle".
Das Gedicht erfüllt mehrere textbezogene, schülerorientierte unterrichtsbezogene Kriterien der Textauswahl. Es eignet sich zur Wortschatzarbeit. Es ist für die Behandlung im Deutschunterricht sehr gut geeignet.



2. Unterrichtsverlauf

 Lernorganisatorische Rahmenbedingungen:

Klasse: 2.
Schultyp: Gymnasium
Unterrichtsjahr: 2.
Wochenstundenzahl: 3
Schülerzahl: 12
Sitzordnung: Tische in zwei Reihen hintereinander
Thema: Erich Fried „Was es ist” – Arbeit mit einem literarischen Text.
Grobziel: Entwicklung des freien Sprechens und des kreativen Schreibens. Erweiterung der Lexik zum Themenbereich: „Gefuhle".


Zeit

Unterrichtsphase

Lernziele

Interaktionen

SF

Materialien/Medien

 

10 Min.

 

Vorbereitung- und Einführungsphase

 

Einführung ins Thema, lexikalische Vorentlastung

 

Jeder Schüler lost ein Kärtchen mit einem Spruch über Liebe (Anlage 1). Die S lesen ihre Sprüche und auch die Kärtchen ihrer Nachbarn. Sie erkennen das zentrale Wort aller Sprüche. Es ist „Liebe“.

 Diejenigen S, die dieselben Sprüche gezogen haben, setzen sich zusammen. Sie uberlegen, welche Gefuhlszustande in den Spruchen genannt werden und notieren  die Worter in der Form von Adjektiven oder Substantiven auf sein Arbeitsblatt mit dem Assoziogramm (Anlage 2), zB. Schonheit, Dummheit, Blindheit, Verstandigung, Reichtum, Toleranz u.a. Die Gruppen tauschen mehrmals die  Kartchen, bis die S alle Spruche gelesen und die Worter notiert haben.

Der Lehrer leitet ein Gesprach  darüber ein, welche Gefuhle die Liebe begleiten konnen. Zwei nebeneinander sitzende Gruppen oder Paare tauschen ihre Gesprächspartner. Die neuen Paare setzen sich zusammen. Die S benutzen die ausgefüllten Assoziogramme als Vorlage zu ihren mündlichen Aussagen.

Alle Assoziogramme werden an die Tafel gehängt und gemeinsam gelesen. Die S können zu einzelnen Notizen Fragen stellen, auch die eigene Meinung äußern. Die S schreiben zusammen ein  Assoziogramm zum Thema LIEBE, u.a. mit positiven und negativen Gefuhlen, die die Liebe begleiten.

 Der Spruch von Clemens Brentano wird als Unterrichtsthema an die Tafel und in die Hefte geschrieben.

 

PL/

EA

 

 

 

PA/

GA

 




 

 

 

GA



 

PL

 

Sprüche über Liebe 

(Anlage 1)


 


Assoziogramm zum Begriff „Liebe“ (Anlage 2)

 

 

 

 

 

 

 




 


 

 

 

Tafel

Kreide

Hefte

15 Min.

Phase der Textpräsentation und Texterarbeitung

Globalverstehen des Textes

Den Schüler wird das Arbeitsblatt mit dem lückenhaften Gedicht vorgelegt (Anlage 3). Ihre Aufgabe besteht darin, den Text zu ergänzen. Die Schüler arbeiten in Paaren. Sie bekommen von der Lehrerin auch die fehlenden Wörter auf kleinen Kärtchen in einem Briefumschlag (Anlage 4). Die S erfragen die unbekannten Worter. Sie legen die Kärtchen in die Lücken im Text.

Zum Überprüfen der Aufgabe lesen die Schüler das Gedicht laut vor. Die Lehrerin ergänzt die Antworten der Schüler, sie korrigieren ihre Lösung auf den Arbeitsblättern.

Die Sch. sagen allgemein, worum es sich im Gedicht handelt. 

PA

 

 

 

 

 

 

PL

Arbeitsblatt  mit Lücken

(Anlage 3)

 

 

Briefumschlag mit kleinen Kärtchen (Anlage 4)

 
 

Arbeitsblatt  mit Lücken

(Anlage 3)

 

 

5 Min.

 

Interpretationsphase

 

Sinnerfassung

Entwicklung des freien Sprechens

 

Die Lehrerin fragt die Schüler, wie ihnen dieses Gedicht gefallen hat. Die Schüler sagen spontan ihre Meinung.

Die Lehrerin fragt: „Wer/was spricht im Gedicht gegen  die Liebe?“ Die Schüler finden Beispiele aus dem Text - Vernunft, Verstand, Angst, ... Sie uberlegen, was es bedeutet, dass im Text so viele Vorbehalte gegen die Liebe genannt werden, die aber stets mit dem Refrain "Es ist was es ist sagt die Liebe" kontrastiert werden.

 

PL

 

 

 

15 Min.

 

Textverarbeitungs- und Übungsphase

 

Festigung der neuen Lexik, Entwicklung des kreativen Schreibens.

Die S bilden zwei Gruppen. Die S in der ersten Gruppe uberlegen, welche anderen Gefuhle /Emotionen  gegen die Liebe sprechen und was sie dagegen einwenden konnen zB. Vorsicht, Geiz, Bequemlichkeit... usw. und ordnen ihnen entsprechende Aussagen zu, z.B. "Der Geiz sagt, es kostet zuviel Geld"
Die zweite Gruppe sammelt  positive Gefuhle und Aussagen fur die Liebe, zB. Geborgenheit - sich sicherer fuhlen.

Beide Gruppen schreiben die Ergebnisse ihrer Arbeit an die Tafel.

Jede Gruppe bekommt von der Lehrerin das Foto zum Thema „Liebe“. Die Lehrerin gibt den Schülern auch ein Arbeitsblatt zum Schreiben des Parallelgedichts.  Das Foto dient als Anregung zum Schreiben eines eigenen Parallelgedichts.

 Wenn die Schüler fertig sind, hängen sie ihre Gedichte an die Tafel. Ein Schüler aus der Gruppe liest das Gedicht laut vor.

 

GA

 

 

 


PL

 

PL

Beliebige Bilder zum Thema  "Liebe" 
Arbeitsblatt zum Schreiben des Parallelgedichts  (Anlage 5)




3. Didaktischer Kommentar

1.    Vorbereitungs- und Einführungsphase
Die Sprüche führen die S in die Problematik der Unterrichtsstunde und des Textes ein. Das Assoziogramm dient der weiteren Auseinandersetzung mit dem Thema der Stunde und gleichzeitig der lexikalischen Vorentlastung. Beim Gespräch in neuen Paaren entsteht eine authentische Kommunikationssituation, in der die S ihre Meinungen austauschen. Die Hemmungen beim Sprechen verschwinden in der Gruppenarbeit. Der L hört den einzelnen Paaren zu und hilft bei richtigen Formulierungen. Diese Übungen weckt bei den Schülern Interesse und machen sie neugierig.

2.        Textpräsentation und Texterarbeitung
Als nächste Phase kommt die Textpräsentation und Texterarbeitung. Diese Form der Textpräsentation intensiviert die Auseinandersetzung mit dem Text und führt zum besseren Verstehen. Die Schüler müssen die Lücken ausfüllen. Im Text fehlen einfache Wörter, sie sind leicht zu erraten. Das sind nur Substantive. Man kann richtige Antwort anhand von  bestimmten Artikeln erraten. Falls die Aufgabe für eine Gruppe zu schwer sein sollte, kann man ihr lose kleine Kärtchen im Briefumschlag geben, damit sie diese in entsprechenden Lücken einsetzen. Falls die Semantisierung von der Lehrerin durchgeführt wird, soll sie die Wörter auf Deutsch durch Definieren oder Verwendung in einem typischen Kontext erklären.

3.    Interpretationsphase
In der Interpretationsphase stellt die Lehrerin ein paar Fragen zum Text. Zunächst sprechen die Schüler, sie sagen ganz spontan ihre Meinung und erst dann die Lehrerin. Diese Aufgabe überprüft, ob die Schüler den Sinn des Gedichts erfasst haben. Die Interpretation des Textes wird als Anlass zum freien Sprechen in einer authentischen Kommunikationssituation genutzt. Die Schüler sagen ihre Meinungen zum Gedicht und benutzen die Sprache zum Mitteilen ihrer Einstellungen, so wie in der natürlichen sprachlichen Kommunikation. Diese Aufgabe zwingt die Schüler zur selbständigen Sprachproduktion.

4.    Textverarbeitungs- und Übungsphase
Als die letzte Phase kommt die Textverarbeitung- und Übungsphase.  Jede Gruppe bekommt von der Lehrerin das Foto und ein Arbeitsblatt zum Schreiben des Parallelgedichts. Die Schüler schreiben anhand dieser Fotos ihre Gedichte. Sie arbeiten in Gruppen. Die Aufgabe dürfte keine Probleme bereiten, denn der Lexik wurde in früheren Phasen erarbeitet. Die Schüler müssen ihre Phantasie wecken und auf Ideen bringen, um ihre Texte zu strukturieren.

4. Anlagen


Anlage 1. Sprüche über Liebe


 

 

 

 

„Schön ist eigentlich alles,

was man mit Liebe betrachtet.“

 

(Christian Morgenstern)

 

 

 

 

„Die Liebe ist eine Dummheit, die

zu zweit begangen wird.“

 

(Napoleon)

 

 

 

„Liebe besteht nicht darin, dass man sich anschaut,

sondern dass man in dieselbe Richtung blickt.“

 

(Antoine de Saint-Exupery)

 

 

 

„Wer liebt, tut Dinge,

die er eigentlich nie tun wollte.“

 

 

(unbekannter Autor)

 

 

 

"Die Liebe allein versteht das Geheimnis, andere zu beschenken und dabei selbst reich zu werden."

 

(Clemens Brentano)

 

 

„Die Irrtümer des Menschen machen ihn eigentlich liebenswürdig.“

 

(Johann Wolfgang von Goethe)


Anlage 2. Arbeitsblatt mit dem Assoziogramm zum Begriff „Liebe“ .




L    I     E    B   E




Anlage 3. Arbeitsblatt: das Gedicht  mit Lücken


 

Was es ist

 Erich Fried

 

Es ist Unsinn

sagt die …………….

Es ist was es ist

sagt die Liebe

 

Es ist Unglück

sagt die ………………….

Es ist nichts als Schmerz

sagt die …………….

Es ist aussichtslos

sagt die …………….

Es ist was es ist

sagt die …………..

 

Es ist lächerlich

sagt der ………………

Es ist leichtsinnig

sagt die ………….

Es ist unmöglich

sagt die ………………….

Es ist was es ist

sagt die ……………….

 




Anlage 4. Kärtchen  zum Eintragen in die Lucken

 

 

Stolz

Liebe

Einsicht

Vernunft

Erfahrung

Berechnung

Angst

Liebe

 

 

Anlage 5. Arbeitsblatt zum Schreiben des Parallelgedichts.

 

Was es ist

  

Es ist ……………………

sagt ……………….

Es ist ……………………

sagt die Liebe

 

 
Es ist ……………………

sagt ………………..

Es ist ……………………

sagt ………………..

Es ist ……………………

sagt ………………..

Es ist ……………………

sagt die Liebe 

 

Es ist ……………………

sagt ………………..

Es ist ……………………

sagt ………………..

Es ist ……………………

sagt ………………..

Es ist ……………………

sagt die Liebe

 

5. Bericht über den Unterrichtsverlauf

Der Unterricht fand in der zweiten Klasse des Rej-Gymnasium in Radom statt. Die Schüler arbeiteten noch nie mit literarischen Texten und hatten keine Erfahrung im Umgang damit. Die Arbeit mit einem literarischen Text war für sie etwas Neues.
Am Anfang des Unterrichts waren die Schüler ein bisschen überrascht und erschrocken, dass wir heute mit dem Gedicht arbeiten werden. Aber schon bei der Vorbereitung- und Einführungsphase habe ich beobachtet, dass sie sehr aktiv sind und die Aufgaben gern machen. Die Materialien weckten bei den Schüler Interesse. Sie arbeiten erstmals mit dem literarischen Text, deshalb war für sie diese Form der Arbeit interessant. Bei der Interpretationsphase hatten die Schüler die Möglichkeit, sich frei zu äußern. Eigentlich hatten sie keine Hemmungen und nahmen im Unterricht aktiv teil. Die Angst in Augen war, wenn ich gesagt habe, dass sie eigene Gedichte schreiben werden. Aber nachdem sie die Arbeitsblättern zum Schreiben des Parallelgedichts bekommen haben, arbeiteten sie mit großen Lust. Die Fotos waren ihnen behilflich, weil sie freundliches Eindruck machten.
Der Unterricht verlief in einer netten und stressfreien Atmosphäre. Die Angst vor dem Sprechen wurde abgebaut. Die Schüler wurden zur kreativen Arbeit ermuntert.
Aus meiner Sicht war die Stunde gelungen und die Ziele der Stunde wurden erreicht. Die Schüler waren nach dem Unterricht zufrieden.
Die Schüler hatten die Möglichkeit in verschiedenen Sozialformen zu arbeiten. Durch verschiedene Sozialformen haben die Schüler ihre Hemmungen überwunden. Jeder Schüler wurde zur Arbeit motiviert. Die Ziele des Unterrichts wurden erreicht

SPIS TRESCI/ INHALT