Ein Unterrichtsentwurf mit der Fabel Der Fuchs und der Storch nach Jean de La Fontaine


1. Text und Begründung der Textwahl


Unterrichtsentwurf: Martyna Pogonowska, NKJO Radom. Bearbeitung: Ewa Turkowska
   
Der Text wurde nicht veröffentlicht. Beim Zitieren geben Sie die Namen der Autorinnen und die Adresse der Web-Seite an.
Abkürzungen:

SF - Sozialform
FU – Frontalunterricht
PL – Plenum
GA – Gruppenarbeit
PA – Partnerarbeit
EA – Einzelarbeit
L – der Lehrer, die Lehrerin
S, Sch – der Schüler, die Schüler
LV - Leseverstehen
HV – Hörverstehen

Der Fuchs und der Storch

Jean de La Fontaine

 

Eines Tages hatte der Fuchs den Storch zum Mittagessen eingeladen. Es gab nur eine Suppe, die der Fuchs seinem Gast auf einem Teller vorsetzte. Von dem flachen Teller aber konnte der Storch mit seinem langen Schnabel nichts aufnehmen. Der listige Fuchs indessen schlappte alles in einem Augenblick weg. Der Storch sann auf Rache. Nach einiger Zeit lud er seinerseits den Fuchs zum Essen ein. Der immer hungrige Fuchs sagte freudig zu. Gierig stellte er sich zur abgemachten Stunde ein. Lieblich stieg ihm der Duft des Bratens in die Nase. Der Storch hatte das Fleisch aber in kleine Stücke geschnitten und brachte es auf den Tisch in einem Gefäß mit langem Halse und enger Öffnung. Er selbst konnte mit seinem Schnabel leicht hineinlangen. Aber die Schnauze des Fuchses passte nicht hinein. Er musste hungrig wieder abziehen. Beschämt, mit eingezogenem Schwanz und hängenden Ohren schlich er nach Hause.

Wer betrügt, muss sich auf Strafe gefasst machen.

Quelle: www.gutenberg.spiegel.de

Begründung der Textwahl

Ich habe Praktikum in der Grundschule und habe die sechste Klasse für die Durchführung dieses Unterrichts gewählt. Das Niveau der Sprachbeherrschung ist in dieser Klasse niedrig, obwohl die Schüler seit drei Jahren Deutsch lernen, aber sie sind sehr ideenreich. Sie haben leider keine Erfahrung im Umgang mit literarischen Texten, weil sie nur mit dem Lehrbuch arbeiten. Der Text „ Der Fuchs und der Storch“ entspricht dem Erfahrungshorizont der Schüler, weil jeder mindestens eine Fabel kennt.  Dieser Text hat einen geringen Umfang und die Sprache ist nicht kompliziert. Ein Grund für die Wahl dieses Textes war auch seine einfache und überschaubare Struktur. Man kann ihn in zwei Teile gliedern und eine Fortsetzung schreiben lassen.  Die Aussage dieser Fabel ist leicht erkennbar.  Trotz seiner Kürze ist dieser Text eine gute Anregung zur Meinungsäußerung und Diskussion. Die Schüler können Gespräche über das Verhalten beider Helden führen und die Moral der Fabel ableiten.  Dieser Text eignet sich auch zur Realisierung literaturbezogener Ziele. Man kann Stilmerkmale der Fabel vermitteln. Die Schüler können sofort nach dem Lesen die Gattung erraten.  Fast jede Fabel bietet die Möglichkeit der Realisierung von erzieherischen Zielen. In dieser Klasse gibt es viele Kinder aus intakten Familien und die Lehrer sollen nicht nur das Wissen den Schülern beibringen, sondern auch möglich viel Zeit für die Erziehung widmen.

2. Unterrichtsentwurf

Klasse/Gruppe: 6. a
Schultyp: Grundschule
Unterrichtsjahr: 3.
Wochenstundenzahl: 3
Schülerzahl: 14
Sitzordnung: hufeisenförmig
Thema: “Der Fuchs und der Storch“
Grobziele: Entwicklung des freien Sprechens, Entwicklung des kreativen Schreibens, Vermittlung der Informationen über die Fabel.

Zeit

 

 Unterrichtsphase

Lernziele

         Interaktionen

SF

Medien/Materialien

5 Min

1. Einführungsphase

Die Schüler können die Kärtchen richtig zuordnen.

 Die Schüler lernen neue Wörter kennen.

Die Lehrerin tritt in die Klasse und begrüßt die Schüler.  Sie hängt an die Tafel zwei Bilder. Auf einem befindet sich der Fuchs am Tisch, und auf dem zweiten der Storch.  Dann verteilt die Lehrerin an die Schüler Kärtchen, auf denen verschiedene Wörter aufgeschrieben sind. Jeder Schüler kommt an die Tafel und ordnet  das Kärtchen  dem entsprechenden Bild zu. Inzwischen erklärt die Lehrerin die unbekannten Wörter.

 

PL

 
 

FU

Tafel
 Bilder


Kärtchen mit den Wörtern
(Anlage 1)

15 Min

 

 

 

 

 

 

 

 

15 Min

 

 

 

 

 

 

2.

Textpräsentation und

Texterarbeitung

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Die Schüler können das Ende der Fabel schreiben.

 

Die Schüler können die Diskussion vorbereiten und durchführen.

 

 

 

 

 

Die Lehrerin verteilt  den ersten Teil des Textes an die Schüler. Sie sollen ihn lesen.

Die Schüler fragen nach unbekannten Wörtern. Die L erklärt den Wortschatz.

Die Sch. schreiben die Fortsetzung des Textes.

Dann werden einige Arbeiten der S.  vorgelesen und diese Schüler bekommen eine Fünf.

Die Lehrerin gibt den ganzen Text und die Lernenden überprüfen, ob ihre Vermutungen richtig waren.

Dann teilt die Lehrerin die Klasse in drei Gruppen. Jede Gruppe bekommt einen Umschlag mit der Aufgabe. Eine Gruppe spielt  „ Journalisten“ und muss  Fragen an beide  Helden der Fabel stellen z.B. Warum hast du dich so verhalten? War dein Verhalten richtig?. Die zweite Gruppe repräsentiert den Storch und die dritte den Fuchs. Sie müssen sich in ihre Helden einfühlen und auf die Fragen aus ihrem Standpunkt antworten. Die Lehrerin erklärt den beiden Gruppen, dass sie Argumente sammeln sollen, mit denen sie das Verhalten der beiden Tiere rechtfertigen. Sie sagt ihnen auch Beispiele der Fragen, die ihnen die „Journalisten“ stellen werden und sie  überlegen, wie man auf sie antworten kann.

 

EA

 

PL

 

 
GA

 

 

 
PL

Arbeitsblätter mit dem ersten Teil des Textes

(Anlage 2)

 

 

 

Der vollständige Text der Fabel

 

Kärtchen mit den Aufgaben

(Anlage 3)

 

5 Min

3. Phase der

Interpretation

Die Schüler können die Moral ableiten und sie laut sagen.

In der nächsten Phase schlagen die Schüler vor, welche Lehre sie aus der Fabel gezogen haben  und dann hängt  die Lehrerin das Kärtchen mit der Moral, die im Text steht, an die Tafel.

 

PL 

Kärtchen mit der Moral (Anlage 4)

 

5 Min

4.

Übungs- ,  Textverarbeitungs- und Applikationsphase

Die Schüler sind imstande, typische Kennzeichen der Fabel zu erfassen

Die Schüler können die bekanntesten Autoren der Fabel nennen.

Die Schüler versuchen die Textsorte des Textes zu erraten.

Alle Lernenden kommen in die Mitte der Klasse.

Die Schüler sollen den Cluster basteln.  Sie sollen den Hauptbegriffen die entsprechenden  Informationen über die Merkmale der Fabel zuordnen. Dann liest ein Freiwilliger die Ergebnisse. Alle Schüler bekommen von der Lehrerin die Kopie des Clusters und sollen sie in die Hefte kleben. 

 

 

 

PL

 Cluster
(Anlage 6)
 
 
 
   

3. Anlagen 

Anlage 1. Worter zum Zuordnen

 

 
Die Schnauze       Der Fuchs   Der Schwanz  Der Schnabel 
Der Storch


Anlage 2. Der erste Teil des Textes.

Der Fuchs und der Storch

Jean de La Fontaine

 

Eines Tages hatte der Fuchs den Storch zum Mittagessen eingeladen. Es gab nur eine Suppe, die der Fuchs seinem Gast auf einem Teller vorsetzte. Von dem flachen Teller aber konnte der Storch mit seinem langen Schnabel nichts aufnehmen. Der listige Fuchs indessen schlappte alles in einem Augenblick weg.


Anlage 3. Zettel mit Aufgaben.

Aufgabe 1
 
Ihr seid Journalisten und müsst die Fragen dem Fuchs und dem Storch stellen.
Eure Aufgabe besteht darin, sich nach den Gründen ihres Verhaltens zu erkundigen
 
Aufgabe 2
 
Ihr seid „Füchse“ und müsst die Fragen der Journalisten beantworten. Ihr wollt euer Verhalten rechtfertigen.
 
Aufgabe 3
 
Ihr seid „Störche“ und müsst die Fragen der Journalisten beantworten. Ihr wollt euer Verhalten rechtfertigen.



Anlage 4. Die Moral der Fabel

„ Wer betrügt, muss sich auf Strafe gefasst machen.“


Anlage 5. Fabel - Cluster

Merkmale

kurze, lustige Geschichte in Versen oder Prosa        belehrend       hat eine Moral am Ende oder am Anfang

  

Helden

Helden sind vor allem Tiere

Jedes Tier hat typische Eigenschaften z.B. Fuchs-schlau, Löwe- stark, Biele - fleissig  

 

Autoren

 Ignacy Krasicki                         Jean de la Fontaine

Gotthold Ephraim Lessing            Äsop                                




4. Didaktischer Kommentar


In der Einführungsphase lege ich großen Wert darauf, dass die Schüler ihre Interessen und Motivation wecken und mit Neugier  auf das Unterrichtsgeschehen warten können. Die von mir vorbereiteten Bilder bieten die Möglichkeit der Vermittlung von Schlüsselwörtern, die im Text vorkommen. Auf solche Art und Weise wird der neue Wortschatz vorentlastet und dann verläuft das Verstehen  der Fabel effektiv.
    Das Ziel der Präsentationsphase ist Entwicklung des kreativen Schreibens, deswegen sollen die Schüler das Ende der Fabel weiterschreiben. Die ausgewählte  Sozialform (Einzelarbeit) fordert jeden Lernenden seine Kreativität zu wecken und seine Vorschläge zu schreiben. Die Phantasie der Schüler in diesem Alter ist auch enorm sie haben Gelegenheit, sie einzusetzen.
Während der Interpretation werden zwei Ziele verfolgt: Entwicklung des freien Sprechens und das erzieherische Ziel. Die Schüler sollen Fragen an die  Helden ausdenken, und auf solche Art und Weise erkennen die Lernenden die Problematik der Fabel. Sie kritisieren oder loben die Helden, und benutzen die Sprache zum Mitteilen ihrer Einstellungen. Die Schüler geben ein Urteil über das Verhalten des Fuchses an. Die Vorschläge der Schüler, welche Moral sie aus dieser Fabel gezogen haben, machen die beste Interpretation aus.
In der Übungsphase habe ich mich für Vermittlung literarischer Informationen  entschieden.  Die Übung ist handlungsorientiert, weil die Schüler Cluster basteln sollen.  Anhand so einer deutlichen, visualisierten  Systematisierung der Informationen, die für  Kinder in der Grundschule entsprechend und geeignet ist, kann der Lehrer das Wissen  effektiv und interessanter vermitteln.

4. Bericht über den Stundenverlauf 

Die Schüler hatten zum ersten Mal die Möglichkeit der Arbeit mit dem literarischen Text.  Die Schüler waren sehr engagiert und das Weiterschreiben der Fabel machte ihnen viel Spaß. Ich war wirklich überrascht, dass die Schüler so ideenreich  waren. Sie dachten interessante Geschichte aus z.B.: Der Storch hat den Fuchs zum Abendessen eingeladen und einen verendeten, vergifteten Frosch zubereitet. Er hat den Fuchs „getötet“.  Sie hatten Schwierigkeiten mit dem Niederschreiben ihrer Ideen, weil sie über den nötigen Wortschatz nicht verfügen, aber ich brachte ihnen Wörterbücher  mit.  Die Schüler waren sehr zufrieden, dass sie zum ersten Mal im Fremdspracheunterricht mit der Fabel arbeiteten.  Bei der Interpretationsphase hatten sie keine Probleme mit der Feststellung der Moral. Den Cluster bastelten sie auch sehr schnell und problemlos. Eine solche handlungsorientierte Form der Übung gefiel ihnen sehr gut.
Resümierend kann ich sagen, dass ich mit dem Verlauf und den Ergebnissen der Stunde sehr zufrieden bin und bestimmt nutze ich diese Erfahrung bei der zukünftigen  Arbeit als Lehrerin.
SPIS TRESCI/ INHALT